August Kellner vor seinem Auto

Kellner / Graziadei

Die Familie Kellner / Graziadei ist die Stammlinie meiner Mutter. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind hier etwas komplizierter, da der Großvater meiner Mama ein außereheliches Kind war und eigentlich den Namen Kellner nie tragen hätte dürfen.

Namensherkunft

Allgäuer führt in seinem Werk Ethymologisches Familiennamenbuch Rankweil (2017, S. 167) aus, dass es sich bei Graziadei um einen italienischen Familiennamen handle, den man zu ital. grazia (Dank, Gnade) stelle. Es sei im Grunde ein Satzname, der sich aus lat. gratia (Dank, Gnade) und lat. Deus (Gott) zusammensetze. Es sei erinnert an die früheren Schlussworte bei einer Messe: Der Priester entließ die Messbesucher mit den Worten „Ita missa est!“- und die Gläubigen antworteten mit „Deo gratias!“ (Dank sei Gott!).

Neumann führt in seinem Werk Das Große Buch der Familiennamen (1999, S. 157) an, dass es sich bei Kellner um einen mittelhochdeutschen Berufsnamen „kelner“ handelt. Der sogenannte „kelner“ war der Verwalter von Weinbergen und Weingütern, dann überhaupt über die Einkünfte.

Meine Ahnenreihe

Konrad Wilhelm Kellner, mein Großvater, wurde inmitten der 1950er Jahre in Memmingen (Bayern) geboren und wuchs in Thüringen (Vorarlberg) auf. Er heiratete meine Großmutter Elvira Jenni, aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.

August Konrad Kellner, mein Urgroßvater, kam am 12.03.1929 in Innsbruck zur Welt und wurde dort direkt getauft. Kurz darauf kam er zu Johann Georg Burtscher (1886-1932) und dessen Ehefrau Maria, geb. Gumpfer, (1901-1986) nach Ludesch (Vorarlberg). Von Mai 1932 bis Oktober 1933 lebte er bei der Familie Zimmermann in Ludesch, zuvor war er bei der Familie Kellner Josef in Unternußdorf (Bz. Lienz) von Anfang März bis Ende April untergebracht. 1934 war August bei Eugen Schnetzer in Ludesch untergebracht. Schlussendlich kam er dann zu Maria Wtw. Burtscher nach Thüringen zurück. Von September 1943 bis Ende 1945 arbeitete er bei der Firma Suchard in Bludenz. Danach fand er ein Jahr eher sporadische Arbeit in Thüringen und im Sommer war er Viehhirte auf der Alpe Sunnalagant im Brandnertal. 1947 war er im Frühjahr als Weber bei der Fa. Kastner in Thüringen angestellt und den Sommer verbrachte er wieder im Brandnertal. Im Jahr 1948 verließ August Österreich und zog in die benachbarte Schweiz, dort war er Malerlehrling bei Emil Schweizer in Degersheim. Dort lernte er auch sein spätere Ehefrau Rosa Josefa Bayer (1930-2015) aus Memmingen kennen. Rosa war bereits 1954 wieder in Memmingen, während August als Weber in Thüringen beschäftigt war. Im Lawinenwinter 1954 machte er sich gemeinsam mit seinem Schwager Michael Krepper auf den Weg nach Thüringerberg um seine Neffen von deren Pflegeplatz herunterzuholen, denn die Hänge des Walserkamms galten als sehr gefährlich. Im Mai folgt er seiner Ehefrau Rosa nach Memmingen und sie heiraten dort am 5. Juni 1954, aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor. Bereits 1955 trat August seine Stelle als Holzarbeiter bei der Gemeinde Thüringen an. Sie erbauten ein Doppelhaus mit Pflegemutter Maria und August arbeitete fortan in heimischen Malerbetrieben. Zuletzt arbeitete er bei der Firma Hilti AG in Thüringen als Metallarbeiter.
August verstarb am 21.07.2018 im Spital Bludenz und wurde in Thüringen (Friedhof St. Anna) beigesetzt.

Aufnahme aus den 1930ern August Kellner (rechts) mit Freunden vermutlich in der Nähe des Thüringer Weihers

Mein 2-facher Urgroßvater, Augustin Graziadei, kam am 21.10.1901 in Bad Deutsch-Altenburg (Niederösterreich) zur Welt. Aufgrund der beruflichen Tätigkeit des Vaters übersiedelte die Familie recht rasch nach Böckstein ins Gasteinertal, denn dort liefen die Bauarbeiten für den Tauerntunnel auf Hochtouren. Es ist anzunehmen, dass die Mutter 1913 bereits verstorben war, da aus einem Brief der Gemeinde Fondo hervorgeht, dass Bruder Peter zurück nach Fondo kommen muss, da der Vater unbekannten Aufenthaltes war. Aus einer Liasion mit Katharina Kellner, geb. Meßner, (1897-1957), stammt ein Sohn. Zu dieser Zeit war Augustin als Knecht beim Ludescher Gasthof Adler angestellt. Später verzog er nach Vandans und lebte dort gemeinsam mit einer Russin in einer Lebenspartnerschaft. Aus dem Zensus der Gemeinde Fondo geht hervor, dass Augustin 1930 als Bäcker in Fondo tätig war. Laut der jüngsten Tochter von Augustin, habe er Deutsch, Italienisch, Slowenisch, Kroatisch, Finnisch und Russisch in Wort und Schrift beherrscht, sowie auch öfters für andere Leute übersetzt.
Am 04.10.1937 ging er mit Aloisia Berktold (1911-1977) aus Berwang, diese Ehe brachte sechs Kinder hervor. Mit seiner Familie lebte Augustin dann in Götzis (Vorarlberg). Er verstarb 06.07.1962 und ist in Götzis begraben.

Heimathaus der Familie Graziadei in Fondo, Val di Non.

Giovanni Battista Graziadei, mein 3-facher Urgroßvater, kam am 12.07.1855 in Fondo zur Welt und wurde ebendort getauft. Giovanni Battista übte den typischen trentiner Beruf aus, er arbeitete als Mineur in der ganzen Donaumonarchie. Giovanni B. war dann 1890 in Eisenerz, vermutlich lernte er dort auch seine spätere Ehefrau Margaretha Kmiecik (1863-????) kennen. In Trofeng wurde sein erster Sohn Johann Baptist (illegitim) 1890 geboren und in Eisenerz getauft.
Danach zog die Familie nach Siebenbürgen, genauer gesagt nach Roșia Montană (Verespatak), dort kam nämlich Sohn Peter 1892 zur Welt. Dieser war bei den Staatsbahnen später angestellt und ließ sich in Neulengbach nieder. Vermutlich zogen sie dann kurz darauf ein paar Orte weiter, nach Zlatna (Zalatna), hier wurde Sohn Alois 1894 geboren. Dieser absolvierte später in Kroatien eine Handelslehre und war später Kaufmann in Plaški, dort wurde er 1934 ermordet. Erst am 01.03.1897 verehelichten sich Giovanni Battista Graziadei und Marianna Kmiecik in Bad Deutsch-Altenburg, unweit von Preßburg (Bratislava). Im Mai des selben Jahres wurde Tochter Albina geboren, zwei Jahre später Sohn Augustin. Die ältesten drei Söhne wurden erst 1908 legitimiert. Es ist davon auszugehen, dass Marianna kurz darauf starb. Giovanni Battista kehrte nach Fondo zurück, dort wuchsen Albina und Augustin auf, vermutlich bei ihrem Großvater. Giovanni Battista stirbt am 08.10.1934 in Fondo und wurde dort begraben.

Familie Graziadei, aufgenommen in Fondo um 1925
v.l.: Unbekannt (anscheinend Haushaltshilfe), Augusta Graziadei, Unbekannt (evtl. Albina Graziadei), Theresia Graziadei (geb. Eulenhaupt), Elisabeth Graziadei, Giovanni Battista Graziadei, Peter Graziadei

Derzeitiger Spitzenahn ist Ferdinando Agostino Graziadei (Rufname Agostino), mein 4-facher Urgroßvater. Er wurde am 07.10.1824 in Fondo geboren. Er heiratete am 18.06.1851 Cattarina Dona (*1851), welche ebenfalls aus Fondo stammte. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Eine Tochter, Maria Graziadei (1857-1893), war mit Venanzio Bertagnolli verheiratet und wanderte mit ihm in die USA aus. Agostino verstarb am 21.02.1913 in Fondo.

Fabio Curman

Seit 2017 befasse ich mich mit dem spannenden Thema Genealogie. Im April 2020 hab ich mich dazu entschlossen meinen Blog ins Leben zu rufen.

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2 Gedanken zu “Kellner / Graziadei

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